Da ich bei der Enquete nicht mehr die Möglichkeit hatte, mein Anliegen und meine Gedanke zur Behindertenpolitik in der SPÖ öffentlich zu machen, wähle ich neben einem Schreiben an den Parteivorsitzenden auch diesen Weg.
Nach den vielen Presseberichten darüber, dass der Parteivorsitzender nun mehr
Menschen mit Behinderungen auf den Listen stehen haben möchte, wurde ich
sofort, und das nicht zum ersten Mal, gefragt: „Stehst du eh auf den Listen, ist das
denen eh bewusst, dass es dich gibt?“ „Was machst du denn ab Herbst?“
Ich muss sagen, so abwegig finde ich die Idee gar nicht und möchte hiermit mitteilen,
dass ich jederzeit für die SPÖ zur Verfügung stehe.
Mir war immer schon klar, dass die SPÖ meine Partei ist. Je mehr ich aber für die
Partei arbeitete, je mehr Verantwortung ich übernehmen durfte, desto mehr wurde
mir bewusst, dass in dieser Partei leider noch das "Mitdenken" der Menschen mit
Behinderungen vorrangig ist.
Mir ist völlig bewusst, dass die Behindertenpolitik eine
Querschnitts Materie ist und das ist auch gut so, dennoch sind Veranstaltungen wie
die aktuell vergangen Enquete der richtige Weg.
Unabhängig davon, dass ich überzeugte SPÖlerin bin und auch immer bleibe, konnte
mich der damalige Kurs bezüglich Behindertenpolitik nicht zu 100% überzeugen!
2017 scheint irgendwie alles anders zu werden und zu sein, ich bin immer mehr
motiviert, mehr für die SPÖ zu arbeiten und mein vorhandenes Know-How
einzubringen.
Menschen mit Behinderungen werden zur Chefsache, sie werden zum Thema bei
uns in der Partei. Ich habe das Gefühl, dass Christian Kern dieses Thema wirklich wichtig ist und
auch unser aktueller Sozialminister immer deutlicher zeigt, was es heißt ein
Sozialminister zu sein.
Ich bin nun seit 2009 Mitglied der SPÖ. Über die Volkshilfe und den VSSTÖ kam ich
in die Partei und merkte sehr schnell, dass mir die Gremien, deren Mitglied ich
werden durfte eine Stimme geben, nämlich eine Stimme, um auf Menschen mit
Behinderungen aufmerksam zu machen. Mir ist wichtig, zu zeigen, dass Menschen
mit Behinderungen ein Teil unserer Gesellschaft sind und als dieser Teil auch ernst
genommen werden sollten
.
- Landesvorstand und Stv. Vorsitzende JG OÖ bis April 2016,
- Landesfrauenvorstand der SPÖ OÖ Frauen, bis dato,
- Landesvorstand der Volkshilfe OÖ, bis dato
- Mitglied der Gesellschafterinnen Versammlung der LebensArt GmbH, für
- Menschen mit Behinderungen in der Volkshilfe OÖ, bis dato
- Gemeinderätin (SPÖ) Schwertberg
- Mitglied der SPÖ Linz-Bindermichl, bis dato, uvm.
Ich arbeite auch beruflich im Service für Studierende mit Behinderung, ich habe ein
Netzwerk, ich habe Kontakte und ich bin keine unbekannte Person mehr im Kreise
der Menschen mit Behinderungen in Österreich. Es ist bekannt, dass ich der Partei
immer loyal gegenüberstehe, jedoch konstruktive Kritik nicht scheue Ich würde das
gerne für die SPÖ, aber vor allem für die Menschen in Österreich nutzen!
Warum Behindertenpolitik, Erfahrungen
Selbst kam ich 1987 sieben Wochen zu früh auf diese Welt, durch einen Sauerstoffmangel
bei meiner Geburt entstand ein Schaden in meinem Gehirn, und so werden die
Impulse an meine Muskeln nicht richtig weiter gegeben. Daher kann ich nur kurze
Strecken mit Anhalten gehen. Ich wurde mehr schlecht als recht integrativ in meinem
Heimatort beschult, kämpfte mich dann vom Sonderschullehrplan, der mich
unterforderte, in die Handelsschule, von der Handelsschule in den Aufbaulehrgang
zur HAK und dann an die Uni, wo ich Erwachsenenbildung studiert habe. Ich weiß
also, was es heißt, in ein System zu kommen, welches nicht inklusiv, nicht individuell
genug ist! Ich weiß, was ein nicht zu Ende gedachtes Bildungssystem mit dem
Bildungslebenslauf einer Person machen kann.
Immer wieder kritisierte und kritisiere ich unter anderem folgende Themen auf
Landes- und auf Bundesebene: Wenig SelbstvertreterInnen, keine barrierefreien
Bühnen bei Parteitagen Das alles scheint auf den ersten Blick nicht wichtig, aber es
ist ein Zeichen, und wir als SPÖ werden bezüglich diesen Dingen sehr genau von
den Behindertenorganisationen beäugt. Ein weiterer Punkt sind die oft fehlenden
GebärdensprachdolmetscherInnen. Es mag schon stimmen, dass vor Ort an den
Parteitagen keine Leute mit Hörproblemen sind, aber wenn ich die Veranstaltung
Live im Internet übertrage, dann muss eine Person, die in Gebärdensprache
dolmetscht, Pflicht sein.
Wie oft habe ich von diversen Behindertenverbänden gehört, dass es sehr schade
sei, dass die SPÖ keine Selbstvertreterin im Parlament hat.
Nationalrätin Königsberg-Ludwig macht eine ausgezeichnete Arbeit, aber die Grünen
haben Helene Jarmer und die ÖVP hat Huainegg, ja sogar die FPÖ hat Hofer. Leider
wird es dann schnell zur Nebensache, ob es hier Errungenschaften gibt oder nicht,
es sind SelbstvertreterInnen, denen mehr oder weniger eine Stimme gegeben wurde.
Ich selbst bin ja der Meinung, dass Menschen ohne Behinderung keine schlechtere
Politik für Menschen mit Behinderungen machen, aber das sie einen anderen
Blickwinkel haben, manche Berührungspunkte anders sind und daher Ängste
ausgeschaltet werden.
Ich wurde für die vorletzte Periode des Publikumsrat vom Kommunikationschef der
AK OÖ, für den Publikumsrat des ORF nominiert, um Menschen mit Behinderungen
zu vertreten. Faymann entschied anders und wählte Erich Feninger. Sicher eine
kompetente Person, jedoch wieder kein Selbstvertreter, es hagelte massive Kritik der
SelbstvertreterInnen Verbände
Trotz aller Erlebnisse, oder gerade deswegen, will ich weitermachen. Ich will weiter
Augen öffnen, sowohl innerparteilich zeigen, dass wir jetzt eine große WählerInnen
Gruppe sehr oft nicht abholen, dass Behindertenpolitik nichts mit „Wir versorgen sie“
sondern mit „Wir lassen sie mitreden“ zu tun hat. Den WählerInnen mit und ohne
Behinderung will ich zeigen, dass WIR die einzige Alternative sind. Wir sind die, die
wirklich drauf schauen, dass es allen gut geht, dass jeder die gleichen Chancen
bekommt. Wir sind die, die sie dort abholen, wo sie sind, und dabei auf die
Individualität nicht vergessen.
Denn ich bin wirklich der Meinung, wir sind die einzige Wahlmöglichkeit für
Menschen mit Behinderungen
Wir haben in unseren Grundsätzen, dass wir alle gleich sind, wir müssen das nur
widerspiegeln und das Know How, das wir unter unseren Mitglieder haben, auch
nutzen und uns vor allem nicht von unserem Weg abbringen lassen.
Aus meiner Sicht wären folgende Ziele anzustreben:
- Es führt nichts an einem Inklusionsfond vorbei.
- Das Heranziehe von Familieneinkommen bei der Beschaffung von Hilfsmitteln oder Pflegeleistungen muss unbedingt überdacht werden.
- Eine empfindliche Erhöhung der Zahlungen in den Ausgleichstaxenfond bei Nichteinhaltung der Behindertenquote in Unternehmen muss stattfinden. Bzw. muss nach Alternativen gesucht werden.
- „Menschen mit Behinderungen“ haben Kompetenzen, sie sind nicht nur Bittsteller, sie sind DienstgeberInnen und KonsumentInnen
- indirekte Berufsverbote von RichterInnen, LehrerInnen müssen aufgehoben werden.
- Behindertenpolitik ist ein österreichweites Thema, es muss zu einer durchgängigen Regelung in allen Bereichen kommen.
- Stärkung des Behindertengleichstellungsgesetzes
- Stärkung der Rechte des Behindertenanwalts
Ich würde mich freuen die Chance zu bekommen in irgendeiner Form mitzuarbeiten !
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