Dachdecker wollt ich eh nicht werden - die etwas andere Kritik!

Bildrechte: Raul Krauthausen
Raul Krauthausen

Lieber Raúl

 

Nun, nach gefühlten 1.000 Jahren und nach 100 wissenschaftlichen Texten die ich mehr oder weniger freiwillig lesen musste, habe ich es geschafft, dass was mich wirklich interessiert zu lesen! Aus diesem Grund kann ich nun auch den versprochenen Blog dazu schreiben.

 

Voller Vorfreude stellte ich fest, dass Raúl Krauthausen, du, eines DER Vorbilder von mir ein Buch schreibt. Die Erscheinung konnte ich fast nicht mehr erwarten. Bei der Buchhändlerin meines Vertrauens gekauft, nach Vereinbarung mit dir gleich wieder nach Berlin geschickt, erst dann gelesen, also erst dann mit Widmung, yeah danke nochmals Raúl! Die neuen Medien hatten mich dem bekannten Rollstuhlfahrer aus Berlin näher gebracht und so war auch das möglich. 

 

So nun aber zum Buch - Diese Rezension zu schreiben fällt mir eigentlich wahnsinnig schwer, warum? Ich finde in dem Buch so viele Parallelen, dass es mir fast ein bisschen unheimlich ist.

 

Klar, wir haben zwei komplett unterschiedliche Beeinträchtigungen aber ohne dir zu nahe zu treten, kenne ich dich ja nur online, traue ich mir aber zu behaupten dass unsere Einstellungen zu unserer Behinderung ziemlich ähnlich sind. Du beschreibst in deinem Buch die Schulzeit. Sie schien "reibungsloser" zu verlaufen wie bei mir. Ich wurde integrativ beschult und diese Beschulung funktionierte überhaupt nicht, erst in der höheren Schule. An Matura (Abitur) wurde bei mir gar nicht gedacht! Aber diese Geschichten müsstest du durch meine Blog schon kennen, wenn nicht ein Kaffee ist eh schon länger überfällig :-). 

 

Es wird die Situation im Sportunterricht beschrieben, auch ich wurde nicht befreit obwohl ich das wollte und eigentlich zur gleichen Zeit oder zumindest ersatzweise Physiotherapie absolvieren wollte, gelang mir nicht weil das von der Schule aus nicht erwünscht war, erst in der höheren Schule. Jedenfalls endete es dann auch so, dass ich entweder mehr schlecht als recht mit Gehhilfe" Runde laufen" durfte oder Zeit stoppen etc. Du stelltest das so gut dar, dass die Gefühle von damals sofort wieder da waren. 

 

Das erste Kapitel im Buch, die Situation mit dem Projekt und dem Chinarestaurant, erinnerte mich dann an meine Zeit in der höheren und mittleren Schule. Projektarbeiten standen an, im Team wurde ich gut da konnte ich zeigen was ich konnte,weil Dinge die ich nicht konnte von anderen übernommen werden  und umgekehrt. Barrieren wie Stufen an den Eingangstüren konnten gemeinsam überwunden werden, waren aber noch immer da, sind sie ja heute noch. 

In deinem "Nachwort" zum Buch schreibst du, dass dein Leben nicht ausschließlich von der Behinderung beherrscht wird... Richtig, erst dann wenn wir einen Ort auf der Wheelmap rot markieren J

 

Ich würde auch sagen, dass meine Behinderung meinem 

Leben einen anderen Blickwinkel gibt, vieles hätte ich ohne Behinderung so nicht erlebt, das wird glaub ich an der Stelle im Buch erwähnt in der du die Radiosendung beschreibst.

 

Ich wäre nie politisch aktiv geworden, obwohl ich auch darauf Wert lege, dass es hier nicht nur um meine Behinderung geht! Obwohl ich schon glaube, dass meine Behinderung zumindest seit ca. 6 Jahren zu einer echten Kompetenz geworden ist – ja! Ich wäre nie beim ORF gewesen (Österreichischer Rundfunk) ich wäre nie so oft irgendwo Backstage gewesen, hätte so viele FreundInnen nie getroffen, die Liste ist endlos...

 

Die Wahl des Studiums, das Thema Beziehung, das Thema Wohnen, das Thema unabhängig sein von den Eltern/Familie. All das sind Themen die ich ungefähr genauso erlebt habe! 

Danke, dass du dieses Buch geschrieben hast, dich mit deiner Behinderung beschäftigt hast. Danke für deine Blogs, deine Posts, deine Tweets. Es zeigt mir immer wieder welch cooles Leben auch ich habe, du weißt gar nicht wie oft du mich mit deinen Posts schon zum lachen gebracht hast, weil du einfach so recht hast...

 

Ich weiß gar nicht was ich vom Buch noch alles beschreiben soll, es ist im Gesamten einfach perfekt und spiegelt so viele Situationen die auch ich schon erlebt habe wider!

 

Ein sehr wichtiger Beitrag, für die, die eine Behinderung haben und oft an allem und jedem zweifeln aber auch für alle die keine haben, um zu sehen, dass wir keine Sorgenkinder sind und einfach wir sind und wahrscheinlich, wie du auch schon einmal gesagt hast, ziemlich arsch sein können.

 

Nur beim Thema "Bezeichnung" sind wir uns nicht ganz einig. Ich mag den Ausdruck "behinderter Mensch" nicht so gerne und bevorzuge "beeinträchtigt" warum? Natürlich bin ich behindert, zu dem stehe ich!! Aber nicht meine Behinderung macht das erst ersichtlich, sondern die Tatsache, dass ich nicht der Norm entspreche und so meine Umwelt nicht immer zu mir passt beeinträchtigt mich! Doch ich denke, dass sind die Dinge die Jede/r mit sich selbst ausmachen muss. 

 

Danke für dieses Buch! 

Ich kann es nur jedem/r empfehlen und freue mich nun wirklich einmal auf ein persönliches Treffen mit dir! 

 

Deine Silke

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0